Arktische Kordillere

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Arktische Kordillere
Lage der Arktischen Kordillere
Lage der Arktischen Kordillere

Lage der Arktischen Kordillere

Berge im Auyuittuq-Nationalpark auf Baffin Island
Berge im Auyuittuq-Nationalpark auf Baffin Island

Berge im Auyuittuq-Nationalpark auf Baffin Island

Höchster Gipfel Barbeau Peak (2616 m)
Lage Kanada, Nordamerika
Koordinaten 82° N, 75° WKoordinaten: 82° N, 75° W
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Die Arktische Kordillere (englisch Arctic Cordillera) ist ein stark gegliedertes Gebirge entlang der nordöstlichen Küste Nordamerikas und zugleich das zweitnördlichste Gebirge der Erde. Es dehnt sich zusammengenommen (einschließlich der untermeerischen Bereiche) über 3200 km[1] aus und erstreckt sich in Kanada von Ellesmere Island (820 km) über Devon Island (150 km) (Innuitian Mountains) und die Baffin Mountains auf der Baffininsel (1250 km im Nordosten und 320 km im Süden) bis zu den Torngatbergen an der Ostküste der Labrador-Halbinsel (740 km). Die Arktische Kordillere bedeckt einen großen Teil des Kanadisch-arktischen Archipels, viele der Berge sind vergletschert und ragen aus Eisfeldern oder Eiskappen heraus. Im Osten wird die Arktische Kordillere von der Baffinbucht, der Davisstraße und der Labradorsee begrenzt, im Norden vom Arktischen Ozean.

Das Gebirge liegt überwiegend im Territorium Nunavut, ein kleiner Teil im Südosten in den Provinzen Neufundland und Labrador und Québec. Es ist in mehrere kleinere Gebirgsketten unterteilt, deren Berge Höhen von über 2000 m erreichen. Höchster Berg ist der 2616 m hohe Barbeau Peak im British Empire Range auf Ellesmere Island, der zugleich die höchste Erhebung im Osten Nordamerikas darstellt.[2] Manchmal wird für die Arktische Kordillere auch der Begriff Arctic Rockies verwendet, dies aufgrund der Ähnlichkeit zu den bekannteren Rocky Mountains (Teil der Kordilleren) im Westen Kanadas. Die Arktische Kordillere ist auch eine der 15 Ökoregionen Kanadas.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der größte Teil der Arktischen Kordillere liegt auf Ellesmere Island, Baffin Island, Bylot Island, Devon Island und Bathurst Island, ein kleiner Teil an der Nordspitze der Labrador-Halbinsel.

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tanquary-Fjord mit den Mündungen von Air Force River, Rollrock River und Macdonald River

Mehr als ein Fünftel von Ellesmere Island, der Quttinirpaaq-Nationalpark, steht unter Schutz. Der Nationalpark umfasst sieben Fjorde und eine Vielzahl von Gletschern. Dort liegt auch Lake Hazen, der weltweit größte See nördlich des Polarkreises. Barbeau Peak, der höchste Berg Nunavuts (2616 m) befindet sich auf Ellesmere Island im British Empire Range. Die Challenger Mountains, die nördlichste Bergkette der Welt, liegen in der Nordwestregion der Insel. Der nördliche Zipfel der Insel heißt Grant Land.

Der Sirmilik-Nationalpark im Norden von Baffin Island ist bekannt für die großen Populationen von Dickschnabellummen, Dreizehenmöwen und Schneegänsen. Geografisch ist der Sirmilik-Nationalpark dreigeteilt in Bylot Island, den Nordosten der Borden-Halbinsel und ein südlich von Pond Inlet gelegenes Gebiet zwischen Oliver-Sund und Paquet Bay.

Der Auyuittuq-Nationalpark liegt auf der Cumberland-Halbinsel im Südostteil von Baffin Island. Auf Inuktitut, der Sprache der Inuit, bedeutet Auyuittuq „das Land, das nie schmilzt“. Auyuittuq wurde 1976 als Naturreservat geschaffen und erhielt 2000 den Status eines Nationalparks. Bekannte Berge sind Mount Asgard und Mount Thor mit der höchsten senkrechten Steilwand der Welt.

Der Torngat-Mountains-Nationalpark auf der Labrador-Halbinsel umfasst einen weiten Teil der Torngatberge am südlichen Ende der Arktischen Kordillere. Er wurde 2005 geschaffen und ist der erste Nationalpark in der Teilprovinz Labrador.

Höchste Berge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mount Asgard (Juli 2001)
Mount Thor (1997)
Berg Höhe in m Anmerkungen
Barbeau Peak 2.616 Höchster Punkt im östlichen Nordamerika
Mount Whisler 2.500 Zweithöchster Punkt im östlichen Nordamerika
Commonwealth Mountain 2.225  
Mount Oxford 2.210  
Outlook Peak 2.210 Höchster Punkt auf Axel Heiberg Island
Mount Odin 2.147 Höchster Punkt von Baffin Island
Mount Asgard 2.015  
Qiajivik Mountain 1.963 Höchster Punkt im nördlichen Teil von Baffin Island
Angilaaq Mountain 1.951 Höchster Punkt auf Bylot Island
Kisimngiuqtuq Peak 1.905  
Arrowhead Mountain 1.860  
Mount Eugene 1.850  
Ukpik Peak 1.809  
Mount Nukap 1.780  
Bastille Peak 1.733  
Mount Thule 1.711  
Angna Mountain 1.710  
Mount Thor 1.675 Höchste senkrechte Steilwand der Welt
Mount Caubvick 1.642 Höchster Punkt auf dem kanadischen
Festland östlich von Alberta

Bergketten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrere Teilketten der Arktischen Kordillere besitzen offizielle Bezeichnungen. Es sind dies:

Charakteristische Felsformationen und Gletscher
Nedlukseak-Fjord (Davis Strait) mit Blick auf die Berge
Conger Range mit Ad Astra-Eisfeld
Osborn Range

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der nördliche Teil der Arktischen Kordillere wurde während der „Inuitischen Gebirgsbildung“ (Inuitian orogeny) aufgefaltet, als sich die Nordamerikanische Platte in der Mitte des Mesozoikums nach Norden verschob. Er besteht aus magmatischem und metamorphem Gestein, zum größten Teil jedoch aus Sedimentgesteinen. Die Berge auf Axel Heiberg Island bestehen zumeist aus langen Kämmen gefalteter paläozoischer und mittelmesozoischer Sedimentgesteine, mit kleineren magmatischen Intrusionen.

Die Arktische Kordillere ist jünger als die Appalachen, so dass die Erosion die Berge weitaus weniger zu gerundeten Hügeln verformt hat. Die Berge sind kahl, da Bäume weder das extrem kalte Winterklima überleben noch während des Sommers wachsen können. Weite Gebiete sind dauerhaft von Eis und Schnee bedeckt. Die Arktische Kordillere ähnelt den Appalachen in der Zusammensetzung und verfügt über ähnliche Minerale. Die mineralischen Ressourcen sind kaum erforscht worden, da die Ausbeutung aufgrund der Abgeschiedenheit der Region zu kostspielig ist und weiter südlich billigere Alternativen bestehen.

Die Berge im südöstlichen Teil von Ellesmere Island bestehen hauptsächlich aus Gneis, mit kleineren Einschüben vulkanischer Felsen. Sie gelten als im höchsten Maße erodiert, mit tiefen vertikalen Rillen und schmalen Graten.

Die Arktische Kordillere bildet den östlichen Rand des Kanadischen Schilds, der den größten Teil Kanadas bedeckt. Präkambrisches Gestein ist die Hauptkomponente des Grundgebirges.

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Qijuttaaqanngittuq-Tal in den südlichen Baffin Mountains

Der Bewuchs ist sehr spärlich in den rauen klimatischen Bedingungen, da während des gesamten Jahres Frost auftreten kann und Erdboden selten vorkommt. Drei Viertel des Gebiets sind reines Gestein, selbst Flechten sind rar und Bäume kommen nur an besonders geschützten Stellen vor. In der Region wachsende Pflanzen sind meist kleine Arten, die in Form dicker isolierender Matten wachsen, um sich vor der Kälte zu schützen, oder sind mit dicken Haaren bedeckt, die der Isolierung und dem Schutz vor Winden dienen. Zu den hier wachsenden Pflanzenspezies gehören Schwarzfichte, Arktische Weide, Wollgräser, Sauergrasgewächse, Moose, Hainsimsen, Binsen, Steinbrechgewächse, Diapensia, Arktischer Mohn, Silberwurz, Alpensäuerling, Leimkraut, Blaubeere und Heidekrautgewächse.

Die Bedingungen sind zu lebensfeindlich, als dass hier Reptilien und Amphibien überleben könnten, auch Insekten sind rar. Moschusochse und Karibu sind die einzigen großen Pflanzenfresser, Eisbär und Polarwolf die einzigen großen Fleischfresser. Kleinere Pflanzenfresser sind unter anderem Polarhase und Halsbandlemming, zu den kleineren Fleischfressern gehören Polarfuchs und Hermelin. Im Meer lebende Säugetiere sind unter anderem Narwal, Weißwal, Walross, Bartrobbe und Ringelrobbe.

Zu den in der Arktischen Kordillere lebenden Vögeln gehören Alpenschneehuhn, Gerfalke, Schnee-Eule, Dickschnabellumme, Dreizehenmöwe, Steinwälzer, Knutt, Gryllteiste, Sandregenpfeifer, Eissturmvogel, Sterntaucher, Schneegans und Eiderente.

Klima und Besiedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Klima der Arktischen Kordillere ist eines der unwirtlichsten in ganz Kanada. Im Winter fällt die Temperatur auf −35 °C. Auf Axel Heiberg Island gefundene, rund 40 Millionen Jahre alte Baumstümpfe deuten darauf hin, dass dieser nördliche Teil der Kordillere einst wärmer und feuchter war als heute.[3]

Nur knapp 1500 Menschen leben in der Region, hauptsächlich in den Siedlungen Clyde River und Qikiqtarjuaq auf Baffin Island. Die überwiegende Mehrheit sind Inuit, die ihre Lebensgrundlage im Jagen, Fischen und Fallenstellen haben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chernoff, M. N., H. R. Hovdebo, and J. Stuart-Smith. Eastern Canadian Cordillera and Arctic Islands An Aerial Reconnaissance. Ottawa: 24th International Geological Congress, 1972.
  • Geological Survey of Canada. Cordillera and Pacific Margin Interior Plains and Arctic Canada. Geological Survey of Canada Current Research, 1998-A. 1998.
  • Hall, John K. Arctic Ocean Geophysical Studies The Alpha Cordillera and Mendeleyev Ridge. Palisades, N.Y.: Lamont-Doherty Geological Observatory, Columbia University, 1970.
  • Walker, Edward R. A Synoptic Climatology for Parts of the Western Cordillera. Montreal: McGill University, 1961.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arktische Kordillere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. maximale Ausdehnung nach Vermessung über die GoogleMaps-Karte: Die größten Gebirge der Erde
  2. Barbeau Peak – bivouac.com
  3. Park Wardens: A land frozen in time (Memento vom 17. Februar 2008 im Internet Archive) (englisch)