Documenta Archiv

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Kulturhaus Dock 4 (Foto: 2011)
Regal im documenta archiv (Foto: 2011)

Die Gründung des documenta archivs geht auf eine Idee Arnold Bodes zurück. Mit der Stadt Kassel als Träger nahm das documenta archiv am 1. Juni 1961 seine Arbeit auf. Es hat seinen Sitz im Dock 4, dem Kulturhaus der Stadt Kassel. Seit dem 1. Januar 2016 ist es Teil der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das documenta archiv ist eine Einrichtung zur Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte der documenta-Ausstellungen. Das Archiv wurde 1961 gegründet und beherbergt ein Aktenarchiv, das das Schriftgut der vergangenen Ausstellungen verwahrt, eine Spezialbibliothek sowie umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuellen Mediensammlungen. Nachlässe ergänzen den Bestand.

Im April 2015 teilte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit, dass es den Ausbau des Archivs zu einem eigenständigen Institut mit jährlich € 500.000 unterstützen werde. Die gleiche Summe wird die Stadt Kassel zahlen, die außerdem die Räume für ein Institut zur Verfügung stellt. Die zur Verfügung stehenden Gelder werden hauptsächlich der Finanzierung von Mitarbeiterstellen dienen.[1]

Am 29. März 2017 entwickelte das documenta archiv ein neues Erscheinungsbild mit einem neuen Logo und einer eigenen Schrift. Seit 2020 ist das documenta archiv Mitglied im Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. – AsKI.

Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktenarchiv: Im Laufe der Vorbereitungen für die jeweilige documenta bzw. ihrer Rezeption sammelt sich eine Fülle von Materialien an wie Korrespondenzen, Zeitungsausschnitte, Kunstkataloge, Ausstellungspläne sowie Bild- und Tonmaterial usw. Diese Unterlagen, die Akten der verschiedenen Ausstellungsleitungen der documenta, bilden den Kern des documenta archivs.

Mediensammlung: Die Mediensammlung bewahrt mehr als 39.000 analoge und 42.000 digitale Aufnahmen sowie 5.000 Videos und 650 Audios, die die Werke und Künstler der documenta-Ausstellungen thematisieren.

Presse- und Drucksachensammlung: Das Pressearchiv umfasst etwa 45.000 Pressemappen und 660 Aktenordnern zu einzelnen Künstlern, darunter auch rund 250.000 systematisch gesammelte Zeitungsausschnitte, 150.000 Einladungskarten und Faltblätter.

Bibliothek: Das documenta archiv beherbergt eine der umfassendsten Spezialbibliotheken für die moderne Kunst in Deutschland. Der Sammlungsschwerpunkt liegt auf dem Zeitraum nach 1945. Insgesamt umfasst die Bibliothek ca. 120.000 Bände, davon allein 71.000 Ausstellungskataloge. Besondere Beachtung findet in der Bibliothek die sogenannte „graue Literatur“. Weiterhin gehören rund 120 laufende Zeitschriften zur Gegenwartskunst zum Bibliotheksbestand.

Vor- und Nachlässe: Außerdem sammelt das documenta archiv Nachlässe, darunter u. a. der größte Teil des Nachlasses von Arnold Bode. Im Mai 2006 wurde der Bestand durch den Nachlass des Künstlers Harry Kramer erweitert. Der Bestand setzt sich aus persönlichen Gegenständen, Modellen, Schriften, Skizzen und Materialien zur Künstler-Nekropole zusammen. Aufbewahrt wird der Nachlass im Aschrotthaus in Kassel. Im Januar 2020 schenkte Bazon Brock seinen Vorlass dem documenta archiv.

Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das documenta archiv verwahrt die Unterlagen, die während der documenta-Ausstellungen entstanden sind. Zudem werden Publikationen, Bild- und Textdokumente, die mit ihnen im Zusammenhang stehen, gesammelt. Sie werden nach den gegebenen Möglichkeiten gesichert, erfasst, digitalisiert und publiziert. Das documenta archiv bietet – unter Berücksichtigung gesetzlicher Schutzrechte – die Möglichkeit, zu den documenta-Ausstellungen und zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu recherchieren.

Veranstaltungsreihe „Aus dem documenta archiv“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2016 startete die Vortragsreihe „Aus dem documenta archiv“. Einmal im Quartal werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die Künstler wie Forscher aus ihrer Arbeit im Archiv gewinnen, einem kunstinteressierten Publikum vorgestellt:

#1 »documenta 1955 – Der Film, der nie gedreht wurde«. Eine Vorführung von Visus-Vision UG (16. Oktober 2016)

#2 Wie die Fotografie zur documenta kam. Vortrag von Klaus Honnef, Bonn (27. April 2017)

#3 Hans Hillmann „Fliegenpapier“. Ein „Comic-Konzert“ mit dem yam yabasha ensemble, Berlin (5. November 2017)

#4 documenta und das Double: ‚Die Schwangere‘ von Emy Roeder. Vortrag von Liza Weber, Sussex (8. Februar 2018)

#5 Outsider Art 1972. Vortrag von Thomas Röske, Heidelberg (24. Mai 2018)

#6 documenta 1968 – Ein heißer Sommer? Vortrag von Tim Pickartz, Paderborn (9. August 2018)

#7 Please take off your shoes! Partizipation und Instruktion auf der documenta. Vortrag von Annemarie Kok, Groningen, Niederlande (8. November 2018)

#8 Die wechselvolle Geschichte von Lehmbrucks „Kniender“. Vortrag von Kathryn Floyd, Auburn, USA (7. Februar 2019)

#9 Fritz Winter. documenta-Künstler der ersten Stunde. Vortrag von Anna Rühl, München (16. Mai 2019)

#10 Wieviel Bauhaus steckt in der documenta? Der Launch der Virtuellen Ausstellung mit Martin Groh, Harald Kimpel und Birgit Jooss, Kassel (15. August 2019)

#11 Über den Traum, documenta Künstler zu werden … Zu den Künstler-Eigenbewerbungen im documenta archiv. Vortrag von Christian Saehrendt, Thun, Schweiz (28. November 2019)

#12 Kulturen des Zeigens: Die documenta als Schauplatz ökologischer Debatten. Vortrag von Anne-Kathrin Winkler-Hanns, Wolfsburg (6. Februar 2020)

Ausstellungsserie „Aus dem documenta archiv“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2017 startete das documenta archiv eine neue Ausstellungsserie, die in den Räumen des Archivs vier Mal im Jahr stattfindet. Anhand von Fotografien, Archivalien und Plakaten werden verschiedene Aspekte der Geschichte der documenta Ausstellungen von 1955 bis heute erzählt.

#1 Theater des Spektakels. Fotografien von Bernd Schlake (20. Oktober – 22. Dezember 2017)

#2 Joseph Beuys und seine Initiative für die direkte Demokratie (1. März – 27. Mai 2018)

#3 Reise zum Planeten Ars – Künstlerportraits von Heinz Günter Mebusch (7. Juni – 3. August 2018)

#4 documenta 1968 – Ein heißer Sommer (9. August – 2. November 2018)

#5 “Please take off your shoes.” – Partizipative Kunst auf der documenta 5 (8. November 2018 – 8. Februar 2019)

#6 Auseinandersetzungen – Studierende der Universität Paderborn forschen im documenta archiv (31. Oktober 2019 – 13. März 2020)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna Cestelli Guidi: La „documenta“ die Kassel: percorsi dell’arte contemporanea. Mailand 1997.
  • Hans Eichel: 60 Jahre documenta. Die lokale Geschichte einer Globalisierung. Berlin 2015.
  • Anja Eppert: Die Documenta und der öffentliche Raum: eine Darstellung anhand ausgewählter künstlerischer Arbeiten, ihrer Wirkungen und Wechselwirkungen im historischen Kontext. Kassel 2014.
  • Michael Glasmeier, Karin Stengel (Hrsg.): 50 Jahre/Years documenta 1955–2005. Archive in motion. Göttingen 2005.
  • Walter Grasskamp: Mythos documenta – ein Bilderbuch zur Kunstgeschichte. In: Kunstforum International. Band 49, Köln 1982.
  • Birgit Jooss: Das documenta archiv auf dem Weg zum documenta Institut. In: Die documenta 14. Ein Blick zurück nach vorn. Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar vom 8. bis 10. Juni 2018. Evangelischer Pressedienst Dokumentation Nr. 38, Frankfurt am Main, 18. September 2018, S. 54–59.
  • Birgit Jooss: Archiving the Unarchivable – Das Unarchivierbare archivieren. documenta archiv, Kassel. In: Archivar. 72. Jahrgang, Heft 1, Februar 2019, S. 45–47.
  • Birgit Jooss, Philipp Oswalt, Daniel Tyradellis: bauhaus I documenta. Vision und Marke (= Schriftenreihe des documenta archivs, Band 31). Leipzig 2019.
  • Birgit Jooss (Konzeption): Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche. Erste virtuelle Ausstellung des documenta archivs. URL: www.documenta-bauhaus.de [Freischaltung: 15. August 2019]
  • Birgit Jooss, Saskia Mattern: Die Bestände des documenta archivs und ihre Erschließung. In: Information. Wissenschaft & Praxis. Band 71, Heft 2–3, 2020, S. 125–132, doi:10.1515/iwp-2020-2081.
  • Birgit Jooss: documenta archiv – Archiv und Sammlungen. Das documenta archiv und die documenta. In: Martina Griesser-Stermscheg, Nora Sternfeld, Luisa Ziaja (Hrsg.): Sich mit Sammlungen anlegen. Gemeinsame Dinge und alternative Archive. Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-070044-2, S. 260–262.
  • Harald Kimpel: documenta. Mythos und Wirklichkeit. Köln 1999.
  • Harald Kimpel: documenta. Die Überschau. Köln 2002.
  • Harald Kimpel (Hrsg.): Documenta emotional. Erinnerungen an die Weltkunstausstellungen. Marburg 2012.
  • Harald Kimpel: UTOPIEdocumenta. Unverwirklichte Projekte aus der Geschichte der Weltkunstausstellung. Verlag für moderne Kunst, Wien 2015, ISBN 978-3-903004-36-8.
  • Johannes Kirschenmann, Florian Matzner (Hrsg.): Documenta Kassel, Skulptur Münster, Biennale Venedig. München 2007.
  • Roland Nachtigäller, Friedhelm Scharf, Karin Stengel: Wiedervorlage d5. Eine Befragung des Archivs zur documenta 1972. Kassel/Ostfildern 2001, ISBN 3-7757-1121-X.
  • Alfred Nemeczek: Documenta. Hamburg 2002.
  • Dirk Schwarze: Meilensteine: die documenta 1 bis 13: Kunstwerke und Künstler. Berlin 2012.
  • Dirk Schwarze: Die Karriere einer Ausstellung – 60 Jahre documenta. In: Hessische Landeszentrale für politische Bildung: Blickpunkt Hessen. Wiesbaden 2015.
  • Karin Stengel: … nach der documenta: 50 Jahre documenta Archiv für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Berlin 2011.
  • Dieter Westecker: documenta-Dokumente 1955–1968. Kassel 1972.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jubiläumsgeschenk. Kassel erhält ‘Documenta-Institut’. In: FAZ vom 17. April 2015, S. 13.