Gagausische Sprache

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Gagausisch
Gagauz dili

Gesprochen in

Bulgarien Bulgarien
Griechenland Griechenland
Moldau Republik Moldau
Rumänien Rumänien
Russland Russland
Ukraine Ukraine
Sprecher 148.720 (2014)[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Moldau Republik Moldau
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Moldau Republik Moldau
Ukraine Ukraine
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

tut

ISO 639-3

gag

Die gagausische Sprache (Eigenbezeichnung Gagauz dili oder Gagauzça; ehemalige kyrillische Schreibweise Гагауз дили, Гагаузча) ist die Sprache der Gagausen, die zu den Turkvölkern gehören. Sie basiert auf einem balkantürkischen Dialekt und gehört somit zu den südwesttürkischen Sprachen innerhalb der Turksprachen.[3][4] Gagausisch ([gagaˈuːzɪʃ]) ist heute eine Amtssprache der autonomen Region Gagausien in der Republik Moldau.

Eine mündliche wie auch schriftliche Kommunikation ist zwischen Sprechern des Gagausischen und des Türkei-Türkischen problemlos möglich, da beide Sprachen nur minimal voneinander abweichen.

Hauptverbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gagausisch wird in einer südlichen Region Moldaus, dem Budschak (siehe auch Gagausien), und in der Region Odessa, dem angrenzenden Südwestzipfel der Ukraine, gesprochen. Heute beträgt allein die Zahl der Gagausen in Moldau 171.500, die Gesamtzahl liegt bei etwa 250.000. Gagausische Restgruppen leben auch in Rumänien, Bulgarien, Griechenland und in der Türkei sowie in einigen GUS-Staaten.

Namensherkunft und alternative Bezeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gagausische Sprache wurde nach den Gagausen benannt und wird generell in der Türkei aufgrund der sehr nahen sprachlichen Verwandtschaft als „gagausisches Türkisch“ (Gagavuz Türkçesi) bezeichnet und als Dialekt des Türkischen angesehen.

Diese einst in Bulgarien und auf dem Balkan lebende Bevölkerungsgruppe, über deren Herkunft und Entstehung es verschiedene Theorien gibt, hat sich aufgrund ihrer christlich-orthodoxen Religion von anderen Gruppen der Türken und Tataren abgehoben. Anzumerken ist auch, dass einige Turkologen die Umgangssprachen der Türken und Tataren in Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Montenegro, Nordmazedonien, Rumänien und Serbien unter dem Oberbegriff „gagausische Sprache“ zusammengefasst haben. Andere beziehen diesen Oberbegriff auf die Sprachen aller traditionell christlichen Türken des Balkans.

Klassifizierungsmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie alle Sprachen innerhalb der Turksprachen kann man auch das Gagausische unterschiedlich klassifizieren. So wird diese Sprache z. B. im „Fischer Lexikon Sprachen“ (1987) wie folgt klassifiziert:[5]

  • Turksprachen
    • Westlicher Zweig
      • Bulgarische Gruppe
      • Oghusische Gruppe
        • Oghusisch-Turkmenisch
        • Oghusisch-Bulgarisch
          • Gagausisch

Dagegen klassifiziert das „Metzler Lexikon Sprache“ (1993) das Gagausische so:[6]

  • Turksprachen
    • Südwesttürkisch (Oghusisch)
      • Gagausisch

Aktuelle Klassifikation (Stand 2006):

  • Turksprachen
    • Oghusisch
      • Westoghusisch
        • Gagausisch

Siehe auch Artikel Turksprachen.

Alphabete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert gab es erste Veröffentlichungen religiösen Charakters in dieser Sprache. Dafür wurde das griechische Alphabet verwendet.

Eine eigenständige gagausische Schriftsprache mit einem modifizierten kyrillischen Alphabet wurde 1957 geschaffen.

Im Jahr 2000 führten die Gagausen ein neues, lateinisch-türkisches Alphabet ein, das mit den Zusatzzeichen ä und ţ (dieses für die Schreibung nichttürkischer, meist rumänischer Wörter) dem modernen Alphabet des Türkei-Türkischen sehr nahesteht.

  • ehemaliges Kyrill-Alphabet
А а Ӓ ӓ Б б В в Г г Д д Е е Ё ё
Ж ж З з И и Й й К к Л л М м Н н
О о Ӧ ӧ П п Р р С с Т т У у Ӱ ӱ
Ф ф Х х Ц ц Ч ч Ш ш Щ щ Ъ ъ Ы ы
Ь ь Э э Ю ю Я я
  • modernes Latein-Alphabet
А а Ä ä B b C c Ç ç D d Е е Ê ê
F f G g H h I ı İ i J j K k L l
M m N n O o Ö ö Р р R r S s Ş ş
T t Ţ ţ U u Ü ü V v Y y Z z

Vergleich von Gagausisch und Türkisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vergleich der gagausischen und deutschen Monatsbezeichnungen mit türkischer Übersetzung
Deutsch Gagausisch Türkei-Türkisch deutsche Übersetzung
Januar Büük ay Büyük ay großer Monat
Februar Küçük ay Küçük ay kleiner Monat
März Baba marta Baba Mart Vater März
April Çiçek ay Çiçek ay Blumen-Monat
Mai Hederlez ay Hıdırellez ay Monat des Hıdrellez-Fests (6. Mai)
Juni Kirez ay Kiraz ay Kirschen-Monat
Juli Orak ay Orak (ekin bicme) ay Sichel-Monat
August Harman ay Harman ay Dresch-Monat
September Ceviz ay İstavroz Nuss-Monat
Oktober Canavar ay Ekim Wolf-Monat
November Kasım ay Kasım November
Dezember Kırım ay Kırım ay Schlacht-Monat

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Гаврил А. Гайдаржи, Е. К. Колца, Людмила А. Покровская, Борис П. Тукан: Гагаузско-русско-молдавский словарь 11 500 слов. Советская Энциклопедия, Москва 1973, (In türkischer Sprache: Gavril A. Gaydarci, E. K. Koltsa, Ludmila A. Pokrovskaya, Boris P. Tukan: Gagauz Türkçesinin sözlüğü (= Türk dünyası edebiyatı dizisi. 16 = Kültür ve Turizm Bakanlığı yayınları. 1294). Kültür Bakanlığı, Ankara 1991, ISBN 975-17-0840-0 (Wörterbuch des gagausischen Türkisch.)).
  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. J. B. Metzler, Stuttgart u. a. 1993, ISBN 3-476-00937-8.
  • Rudolf Grulich: Die Gagausen. In: Glaube in der 2. Welt. Bd. 12, Nr. 12, 1984, S. 15–16.
  • Rudolf Grulich: Die nationalen Minderheiten in der Dobrudscha. In: Europa Ethnica. Bd. 46, Nr. 2, 1989, S. 81–86.
  • Harun Güngör, Mustafa Argunsah: Gagauz Türkleri. Tarih, dil, folklor ve halk edebiyatı (= Türk dünyası edebiyatı dizisi. 17 = Kültür ve Turizm Bakanlığı yayınları. 1300). Kültür Bakanlığı, Ankara 1991, ISBN 975-17-0846-X (Gagausische Türken.).
  • Atanas Manov: Gagauzlar. (Hıristiyan Türkler) (= Türk Tarih Kurumu yayınları. 10, 20). Türk Tarih Kurumu, Ankara 2001, ISBN 975-16-1450-3 (Christliche Türken.).
  • Astrid Menz: Gagausische Syntax. Eine Studie zum kontaktinduzierten Sprachwandel (= Turkologica. 41). Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04171-4 (Zugleich: Mainz, Universität, Dissertation, 1997).
  • Nevzat Özkan: Gagavuz Türkçesi Grameri. Giriş, ses bilgisi, şekil bilgisi, cümle, sözlük, metin örnekleri (= Türk Dil kurumu yayınları. Gramer bilim ve uygulama kolu yayınları. 18 = Türk Dil Kurumu yayınları. 657). Türk Dil Kurumu, Ankara 1996, ISBN 975-16-0795-7 (Grammatik des gagausischen Türkisch.).
  • Людмила Александровна Покровская: Грамматика гагаузского языка Фонетика и морфология. Наука, Москва 1964.
  • Heinz F. Wendt: Das Fischer Lexikon. Sprachen (= Fischer-Taschenbücher. 4561). Durchgesehene und korrigierte Neuausgabe, Original-Ausgabe. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-24561-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gagausisch bei Ethnologue
  2. Lars Johanson, Éva Csató: The Turkic languages. S. 82 (online).
  3. Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprache. S. 203.
  4. Andrew Higgins: ‘Our Language Is Dying’ In: The New York Times, 4. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch). 
  5. Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen. S. 329.
  6. Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprache. S. 567.