Pasterze
Pasterze | ||
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![]() Pasterze mit Sandersee und Großglockner von Südosten, rechts der Bildmitte der Johannisberg, davor der Hufeisenbruch am 31. Mai 2025 | ||
Lage | Heiligenblut am Großglockner, Kärnten | |
Gebirge | Hohe Tauern, Glocknergruppe | |
Typ | Talgletscher | |
Länge | 8,3 km (2006)[1] | |
Fläche | 17,3 km² (2006)[1] | |
Exposition | Südost | |
Höhenbereich | 3450 m ü. A. – 2100 m ü. A. | |
Eisdicke | max. 180 m (1987)[2] | |
Eisvolumen | 1,7 km³ (2006)[1] | |
Koordinaten | 47° 5′ 8″ N, 12° 43′ 24″ O | |
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Entwässerung | Stausee Margaritze |
Die Pasterze ist mit etwa 8 km Länge noch der größte Gletscher Österreichs und der längste der Ostalpen. Sie befindet sich am Fuße des Großglockners im obersten Talboden des Mölltales (Pasterzenboden) und ist das Quellgebiet der Möll. Seit 1856 hat ihre Fläche von damals über 30 km² um beinahe die Hälfte abgenommen. Wie bei der überwiegenden Zahl der österreichischen Gletscher ist ihre Längenausdehnung seit mehreren Jahren rückläufig, in den letzten Jahren in der Größenordnung von 50 Metern pro Jahr. 2014/15 betrug der Rückgang 54,4 m[3], 2020 52,5 m.[4] Um 2050 könnte die Gletscherzunge verschwunden sein.[5] Mit Stand September 2023 gab es Prognosen, die ein Abreißen der Gletscherzunge in 1–2 Jahren sahen.[6] Anfang 2025 wurde die Prognose auf 2026 oder 2027 verschoben. Nach dem Abreißen der Pasterze wird voraussichtlich der Gepatschferner in Tirol der größte Gletscher von Österreich sein.[7]
Lage und Landschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den obersten Punkt bildet der 3453 m ü. A. hohe Johannisberg. Dort befindet sich der oberste Pasterzenboden, das Nährgebiet des Gletschers, der talabwärts über den Hufeisenbruch in den eigentlichen Pasterzengletscher übergeht. Der untere Punkt liegt auf etwa 2100 m ü. A. Die Zunge endet wenige hundert Meter vor dem Sandersee. Das Wasser der Pasterze speist den Stausee Margaritze, der unterhalb des Glocknerhauses liegt.
Von der Franz-Josefs-Höhe an der Großglockner-Hochalpenstraße führt eine Standseilbahn nach unten zu der Stelle, an der sich zur Zeit der Inbetriebnahme der Bahn (1963) der Gletscherrand befand. Inzwischen ist die Pasterze unterhalb der Talstation so weit abgeschmolzen, dass von dort zur Gletscherzunge ein etwa 2 km langer Wanderweg führt. Auch in der Dicke verliert der Gletscher jährlich 10 Meter, wodurch sich der Wanderweg von der Gletscherbahn zur Pasterze kontinuierlich verlängert.
Im Bereich der Pasterze befinden sich u. a. die Berggipfel Johannisberg, Hoher, Mittlerer und Kleiner Burgstall, Hohe Riffl, Schattseitköpfl und Vorderer Bärenkopf.
Glaziologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Funde von Holz und Torf, die der Gletscher in den Jahren 2009 bis 2010 freigegeben hat, lassen darauf schließen, dass sich im Zeitraum 5000 bis 1500 v. Chr. Moorvegetation und Weideland im Gebiet der heutigen Pasterze befunden hat. Eine Analyse der Universität Innsbruck konnte Pollen von Gräsern sowie Enzian nachweisen. Koprophile Pilze (Dungpilze) belegen, dass Weideflächen für Viehzucht genutzt wurden. Ein Holzstück, das von der Universität Graz untersucht wurde, gehört zu einer Zirbe mit 200 Jahresringen, die dort vor 7000 Jahren (in der nacheiszeitlichen Wärmephase) wachsen konnte.[8]
Bilder der Gletscherveränderung (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Pasterze am 27. Juli 2005
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Pasterze am 10. September 2006, Kleiner Burgstall und Hufeisenbruch
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Pasterze am 13. August 2012
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Pasterze am 10. August 2020
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Pasterze am 30. Oktober 2021
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Trichter in der Gletscherzunge, Oktober 2021
Aktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. September 2023 wurde von der NGO Protect Our Winters (POW) mit einem Priester und einem Pfarrer ein Begräbnis für den Gletscher zelebriert, bei dem ein aus Eis hergestellter Sarg mitgetragen oder -gefahren wurde.[9] Damit sollte daran erinnert werden, dass Österreichs noch größter Gletscher durch den Klimawandel früher als gedacht seine Zunge verlieren wird. Es gibt Prognosen, die ein Abreißen der Gletscherzunge schon in den Jahren 2024/25 sehen. Auch in der Dicke verliert der Gletscher jährlich 10 Meter. Seit 1856 hat die Gletscherfläche von damals über 30 km² um beinahe die Hälfte abgenommen.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Pasterze bezeichnet ein Gebiet, das zur Viehweide geeignet ist.[10] (Vergleiche dazu lateinisch pastor sowie slowenisch pastir »Hirte« und slowenisch pastirica »Hirtin« bzw. »etwas zum Hirten gehöriges«.) Bis mindestens ins 19. Jahrhundert wurde er als Toponym für ein größeres almwirtschaftlich genutztes Gebiet im Talschluss der oberen Möll verwendet.[1] Eine Beziehung zu der Bezeichnung für einen reißenden Bergfluss in slawischen Sprachen bystrica, die ins Deutsche »Feistritz«, ins Ungarische »Beszterce« und ins Rumänische »Bistrița« als Toponym entlehnt wurde, ist schon semantisch schwer vorstellbar.
Einer Sage nach ist die Pasterze durch einen Sturm entstanden, bei dem die strömenden Wassermassen von Gott zu Eis verwandelt wurden, das die Bewohner im Tal vor den herabstürzenden Wassermassen schützte.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Lieb, Heinz Slupetzky; Nationalpark Hohe Tauern, Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Pasterze. Der Gletscher am Großglockner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2011, ISBN 978-3-7025-0652-0.
Historisches:
- Helmut Friedel: Die Vegetation der Umgebung der Pasterze (Grossglockner): Zustand des Gebietes vom Sommer 1934. Kartographie und Druck Freylag-Berndt u. Artaria, Wien 1953.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pasterze-Übersicht mit Fotos, Messergebnissen, etc. bei der Universität Graz, Institut für Geographie und Raumforschung
- Querschnitt durch die Gletscherzunge der Pasterze Animation von GeoSphere Austria
- Fotodokumentation auf Glaciers online
- Informationen zur Gletscherbahn
- Pasterze gibt 6.000 Jahre alten Baum frei
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Universität Graz, Institut für Geographie und Raumforschung: Die Pasterze. Abgerufen am 15. August 2022
- ↑ Universität Wien, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: Seismische Eisdickenmessungen österreichischer Gletscher. In: Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt. Wien 1987, Band 8, S. 27f (online; PDF-Datei; 320 kB)
- ↑ Gletscherbericht des ÖAV, Februar 2016
- ↑ Alpenvereins-Gletscherbericht: Schlatenkees in Osttirol zog sich um 50 Meter zurück osttirol-heute.at. Abgerufen am 1. August 2021 (deutsch).
- ↑ Peter Matha/kaernten.ORF.at: Pasterzenzunge in 30 Jahren verschwunden. 23. Juli 2019, abgerufen am 1. August 2021.
- ↑ Klima & Umwelt : „Gletscherbegräbnis“ für Pasterze orf.at, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
- ↑ Austria Presse Agentur: Pasterze vermutlich bald nicht mehr Österreichs größter Gletscher. In: Austria Presse Agentur. 20. März 2025, abgerufen am 23. März 2025.
- ↑ Wie hat die Pasterze am Fuße des Großglockners vor rund 7000 Jahren ausgesehen? ( vom 12. Mai 2013 im Internet Archive) Nationalpark Hohe Tauern, abgerufen am 2. Juli 2013
- ↑ Klima & Umwelt : „Gletscherbegräbnis“ für Pasterze orf.at, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
- ↑ Schwäbischer Alpenverein ( vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 4,6 MB)
- ↑ Die Entstehung des Pasterzengletschers. In: sagen.at. Abgerufen am 4. Juni 2025.