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Xingzhongit

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Xingzhongit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

IMA 1980 s.p.[1]

IMA-Symbol

Xin[2]

Chemische Formel Pb2+Ir3+2S4[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.02-050[4]

2.DA.05[5]
02.08.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch[6][7]
Kristallklasse; Symbol nicht bestimmt[6][7], hexakisoktaedrisch; 4/m32/m (Mindat, Webmineral)
Raumgruppe nicht bestimmt[6][7], Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 (Mindat, Webmineral)
Gitterparameter a = natürlich: 9,970 Å[7]
Formeleinheiten Z = 8[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte geschätzt: 6 (VHN50=753 kg/sq mm)[6]
Dichte (g/cm3) berechnet: 7,94
Spaltbarkeit nicht bestimmt
Bruch; Tenazität nicht bestimmt
Farbe Stahlgrau, Blaugrau[6]
Strichfarbe nicht bestimmt
Transparenz opak[6]
Glanz Metallglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindex n = nicht bestimmt
Pleochroismus nicht beobachtet

Das Mineral Xingzhongit ist ein sehr selten vorkommendes Blei-Iridium-Sulfid aus der Spinell-Supergruppe mit der Endgliedzusammensetzung Pb2+Ir3+2S4. Es kristallisiert mit kubischer Symmetrie und entwickelt körnige, opake Kristalle von wenigen Mikrometer Größe, die einen graublauen Metallglanz zeigen.[6][3]

Xingzhongit tritt als Einschluss in Isoferroplatin in Chromiten aus Ophiolithkomplexen auf. Die Typlokalität ist eine nicht näher spezifizierte Platinmetalllagerstätte in China.[6]

Xingzhongit wird von der International Mineralogical Association (IMA) mit dem Status „fraglich“ beziehungsweise „zweifelhaft“ (englisch Questionable) geführt.[5][1]

Etymologie und Geschichte

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Den Namen Xingzhongit führte eine chinesische Arbeitsgruppe 1974 ein. Sie beschrieben Xingzhongit als kubisches Kupfer-Iridium-Sulfid mit der vereinfachten Zusammensetzung (Ir,Cu,Rh)S, wobei sie die geringen Bleigehalte von 8 Gew-% vernachlässigten. Benannt wurde dieses Mineral nach dem nicht weiter spezifizierten Fundort, nach dem System Pinyin romanisiert zu Xingzhongit. Im phonetischen System von Wade-Giles entspricht dies Hsing chung ite, was der Aussprache näher kommt.[6][8]

Der zunächst bestimmte Gitterparameter von a = 8,72(1) Å beruhte auf einer inkorrekten Indizierung der Röntgenbeugungsreflexe und wurde 1978 zu a = 10,10 Å korrigiert.[9][10] Daraufhin wurde das Iridium-Kupfer-Sulfid im Jahr 1980 von der IMA als neues Mineral anerkannt.[1]

Eine erneute Untersuchung des Xingzhongit 1981 am Institut für Geochemie der chinesischen Akademie der Wissenschaft ergab deutlich höhere Bleigehalte von 12,8 Gew-% und ein signifikant anderes Röntgenbeugunsspektrum, so dass fraglich ist, ob es sich um das gleiche Mineral handelt, wie in den früheren Publikationen zu Xingzhongit.[7] Diese neu bestimmte Zusammensetzung vom Verbindungstyp AB2S4, (Pb0,37Cu0,35Fe0,17)(Ir1,33Rh0,41Pt0,29)S4, und der neue Gitterparameter a = 9,970 Å werden seither für dieses Mineral angegeben.[11]

1988 wurden Platinmetalleinschlüsse in Chromit aus Duniten des Tiebaghi Ophiolithkomplexes beschrieben die (Ir,Cu)S enthalten, das den ursprünglich (1974) als Xingzhongit beschriebenen (Ir,Cu)S aus China ähnelt, was erneut die Frage nach einer genauen Charakterisierung von Xingzhongit aufbrachte.[12] Schließlich definierte die Arbeitsgruppe um Ferdinando Bosi im Jahr 2018 das Mineral Xingzhongit neu als Spinell der Linneit-Untergruppe mit der Endgliedzusammensetzung PbIr2S4, wobei sie sich auf die Analysen aus China aus dem Jahr 1981 bezogen.[3]

Die strukturelle Klassifikation der IMA zählt den Xingzhongit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Cadmoindit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Greigit, Grimmit, Indit, Kalininit, Linneit, Polydymit, Siegenit und Violarit die „Linneit-Untergruppe“ innerhalb der „Thiospinelle“ bildet.[3]

Da der Xingzhongit erst 1980 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.02-50. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Xingzhongit zusammen mit Cuprorhodsit, Cuproiridsit, Malanit, Ferrorhodsit (diskreditiert, da identisch mit Cuprorhodsit; IMA 2017-H) und Kingstonit die unbenannte Gruppe mit der Systemsnummer II/D.02 bildet.[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Xingzhongit in die neu definierte Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cobaltmalanit (diskreditiert), Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Dayingite (diskreditiert), Ferrorhodsit (diskreditiert, da identisch mit Cuprorhodsit; IMA 2017-H), Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Linneit, Malanit, Nickellinnaeit (diskreditiert), Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Violarit die „Linneitgruppe“ mit der System-Nr. 2.DA.05 bildet.[5]

Die von der Mineraldatenbank „Mindat.org“ weitergeführte Strunz-Klassifikation, die sich im Aufbau nach der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik richtet, führt in der Gruppe 2.DA.05 auch die nach 2009 neu beschriebenen Spinelle Berndlehmannit, Cuprokalininit, Joegoldsteinit, Nickeltyrrellit und Shiranuiit. Die Spinelle Ezochiit und Grimmit werden hier zusammen mit Ferrodimolybdenit (FeMo2S4), Zaykovit (Rh3Se4) und Zolenskyit (FeCr2S4) der allgemeineren Gruppe 2.DA (Metallsulfide mit M:S=3:4) zugewiesen.[13]

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Xingzhongit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er nicht in der Linneit-Gruppe (02.10.01), sondern in der Gruppe 02.08 Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1 das einzige Mineral in der unbenannten Gruppe 02.08.04.

Xingzhongit ist ein Blei-Iridium-Spinell mit der Endgliedzusammensetzung Pb2+Ir3+2S4.[3]

Der Xingzhongit aus der Typlokalität hat die empirischen Zusammensetzung:

  • (Pb0,37Cu0,35Fe0,17)(Ir1,33Rh0,41Pt0,29)S4[7]

Kristallstruktur

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Xingzhongit kristallisiert mit kubischer Symmetrie der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 und dem Gitterparameter a = 9,970 Å mit der Struktur von Spinell mit 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Eine Strukturverfeinerung und somit eine Bestimmung der Besetzung der Gitterpositionen liegt bislang (2025) nicht vor.[7]

Bildung und Fundorte

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Xingzhongit ist ein sehr seltenes Mineral und weltweit nur an wenigen Fundorten dokumentiert worden.[14] Zu beachten ist, dass zwei verschiedene Verbindungen unter dem Namen Xingzhongit aufgeführt werden:

  • IrS oder Ir(Cu, Rh, Pb)S2 z. B. aus der ersten dokumentierten Fundstelle irgendwo in China („in a certain region of China“)[6] oder in Chromititen des Tiébaghi-Massivs in Neukaledonien ((Ir,Cu)S)[15][12]
  • PbIr2S4, z. B. ebenfalls „in einer bestimmten Region in China“[7] und in Schwermineralseifen des Flusses Veresovka im Veresovoborsky Massiv[16] oder als Einschluss in Chromit des Dongbo Ophiolithes in Tibet.[17]

In der nicht beschriebenen Lokalität der Erstbeschreibung tritt bleihaltiges (Ir, Cu, Rh, Fe)-Sulfid als Einschluss in Chromit aus einem Dunit meist als Umkrustung von Iridiosmin (iridiumreiche Varietät von Osmium) auf. Weitere Begleitminerale sind Olivin, Serpentin, Talk, Chromit, Magnetit, Pyrit, Polyxen, Osmiridium, Osmium, Iridium, Erlichmanit, Cooperit, Irarsit, Osarsit und einige weitere, unbenannte Ir-Os-Ni-Rh-Sulfide.[6]

Im Veresovoborsky Massiv wurde Xingzhongit (diesmal PbIr2S4 mit bis zu 17 Gew-% Blei) in Form von wenige Mikrometer kleinen Einschlüssen in Isoferroplatin gefunden.[16]

Im Chromitit aus Dongbo im Kreis Zanda des Regierungsbezirkes Ngari in Tibet tritt Xingzhongit zusammen mit Laurit als Einschluss in Chromit auf. In weiteren Einschlüssen dieser Chromite finden sich Cuproiridsit, Malanit, Orthopyroxen, Erlichmanit, Irarsit und Tetraferroplatin.[17]

  • T. H. Yu, S. J. Lin, P. Chao, C. S. Fang, C. S. Huang: A preliminary study of some new minerals of the platinum-group and another associated new one in platinum-bearing intrusions in a region of China. In: Acta Geologica Sinica. Band 2, 1974, S. 202–218 (chinesisch, rruff.info [PDF; 9,0 MB; abgerufen am 26. April 2025]).
  • Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  • Xingzhongite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 49 kB; abgerufen am 18. April 2025]).

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2025. (PDF; 3,2 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2025, abgerufen am 26. April 2025 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 10. Februar 2025]).
  3. a b c d e Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  6. a b c d e f g h i j k l T. H. Yu, S. J. Lin, P. Chao, C. S. Fang, C. S. Huang: A preliminary study of some new minerals of the platinum-group and another associated new one in platinum-bearing intrusions in a region of China. In: Acta Geologica Sinica. Band 2, 1974, S. 202–218 (chinesisch, rruff.info [PDF; 9,0 MB; abgerufen am 18. April 2025]).
  7. a b c d e f g h Pete J. Dunn, Luis J. Cabri, George Y. Chao, Michael Fleischer, Carl A. Francis, Joel D. Grice, John L. Jambor and Adolf Pabst: New Mineral Names - New Data: Xingzhongite. In: American Mineralogiste. Band 69, 1984, S. 412 (englisch, msaweb.org [PDF; 635 kB; abgerufen am 18. April 2025]).
  8. Michael Fleischer, Adolf Pabst, J. A. Mandarino, George Y. Chao, Luis J. Cabri: New Mineral Names - Xingzhongite. In: American Mineralogiste. Band 61, 1976, S. 185 (englisch, msaweb.org [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 18. April 2025]).
  9. Z. Peng, C. Chang, L. Ximen: Discussion on published articles in the research of new minerals of the platinum-group discovered in China in recent years. In: Acta Geologica Sinica. Band 4, 1978, S. 326–336 (chinesisch, rruff.info [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 14. Dezember 2020]).
  10. Michael Fleischer, Luis J. Cabri, Adolf Pabst: New Mineral Names - New Data: Xingzhongite, Malanite, Hongshiite, Fengluanite, and Guanglinite. In: American Mineralogiste. Band 65, 1980, S. 408 (englisch, msaweb.org [PDF; 378 kB; abgerufen am 18. April 2025]).
  11. IMA Database of Mineral Properties – Xingzhongite. In: rruff.info. RRUFF Project; (englisch).
  12. a b John L. Jambor: New Mineral Names - New Data: Xingzhongite, Prassoite. In: American Mineralogiste. Band 74, 1989, S. 1220 (englisch, msaweb.org [PDF; 734 kB; abgerufen am 18. April 2025]).
  13. Strunz-mindat (2025) Classification - M:S = 3:4. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. April 2025 (englisch).
  14. Fundortliste für Xingzhongit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 19. April 2025.
  15. Therry Augé: Platinum-group minerals in the Tiebaghi and Vourinos ophilitic complexes; genetic implications. In: The Canadian Mineralogist. Band 26, 1988, S. 177–192 (englisch, researchgate.net [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 23. April 2025]).
  16. a b S. Yu. Stepanova, R. S. Palamarchuk, D. A. Varlamov, A. V. Kozlov, D. A. Khanin, and A. V. Antonov: Platinum Group Minerals from Veresovka River Deluvial Placer, Veresovoborsky Dunite–Clinopyroxenite Massif (Middle Urals). In: Geology of Ore Deposits. Band 61(8), 2019, S. 767–781 (englisch, researchgate.net [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 23. April 2025]).
  17. a b Qiuyun Yuan, Huichao Rui, Rongzhong Bo, Dongyang Lian, Pengjie Cai, Yue Wu, Osman Parlak, Haoran Dou, Haitao Ma, Ahmed E. Masoud: Petrology, mineralogy, and geochemistry of major podiform chromite deposits in China: Implications for their genesis. In: Ore Geology Reviews. Band 179, 2025, S. 106508, doi:10.1016/j.oregeorev.2025.106508 (englisch, sciencedirect [PDF; 10,9 MB; abgerufen am 23. April 2025]).